Was kann man tun, um das Klima in einer Organisation zu verbessern?
Wie schafft man es, eine verkrustete, ermattete oder widerständige Kultur auf die Beine zu bringen?
Immer wieder werden wir das gefragt.
Checklisten sind ungeeignet
Als Antwort wird oft eine Art Checkliste für Piloten erhofft. Am liebsten eine, die genau vorgibt, was zu tun ist. Sind alle Kontrollfelder ordnungsgemäß abgehakt, so die Erwartung, dann muss die Kutur ja wohl stimmem.
All das soll natürlich auch möglichst schnell gehen.
Leider funktionieren Menschen nicht wie Flugzeuge, bei denen der Controllcheck über den Start entscheidet. Technische Systeme sind in Ordnung, wenn alle Teile funktionieren. "Funktionieren" bedeutet in technischen Systemen einen statischen Zustand, nämlich Freiheit von Fehlfunktionen.
Lebewesen verändern sich auf vielen Ebenen gleichzeitig, ganz im Gegensatz zu technischen Systemen. Auch die Umwelt verhält sich wie ein Lebewesen und steht nie still. Wo Leben im Spiel ist, dort ist nur der Tod statisch. Und nicht einmal der ist es wirklich. Denn auch der Zerfall eines Organismus ist ein lebendiger Vorgang, der die Würmer freut. Wer sich brav vor sich hinwerkelnde Erfüllungsgehilfen als Mitarbeiter wünscht - was sehr verbreitet ist - macht sich selten klar, dass es ihn damit nach willenlosen Untoten verlangt!
So wie alle Menschen verschieden sind, sind es auch alle Kulturen. Da sie aus Lebewesen bestehen sind auch sie lebende Systeme. Sie haben eine Entwicklung, kennen Schwankungen und gehen mit ihrer jeweiligen Umwelt um. Jeder Eingriff in dieses System ist eine Operation an einem lebenden Organismus.
Kultur ist veränderbar. Das gilt für beide Richtungen, positiv wie negativ. Sie aufzubauen ist strategische Führungsarbeit.
Zuerst „dem Volk aufs Maul schauen“
Soll sich wirklich etwas ändern, dann ist zuerst die aktuelle Situation qualitativ abzuklären. Zuhören zu können ist dafür die erste und wichtigste Fähigkeit. Dazu muss man sich auf die Menschen einlassen und sie ernst nehmen – auch wenn einem das, was man da zu hören bekommt, vielleicht nicht gefällt. Nichts geht hier über den menschlichen Kontakt. Er liefert die höchste Qualität. „Dem Volke ist aufs Maul zu schauen“, empfahl schon Martin Luther.
Methoden der Marktforschung und Fragebogenaktionen ersparen einem zwar diesen persönlichen Kontakt. Durch die Distanz normierter Befragungen sinkt aber die Qualität der Ergebnisse erheblich.
Wohin wollen wir eigentlich?
In der zweiten Phase ist zu überlegen, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Dies ist strategische Arbeit. Was soll erreicht werden? Was aber wollen auch die Mitarbeiter? Was sind eigentlich die Vorstellungen der Führungsmannschaft?
In den meisten Veränderungsprozessen werden die letzten beiden Fragen übersprungen. Übrig bleiben dann rein geschäftliche Wunschziele der Direktion oder Geschäftsführung. Wer ehrlich zu sich selbst ist, der weiß, dass diese Mitarbeiter kalt lassen. Mit ihnen haben solchen Wunschziele überhaupt nichts zu tun. Einerlei ob es sich um Umsatzvorgaben, Marktanteile oder M & A handelt. So etwas lässt Menschen unberührt. Es erregt höchstens ihren Widerstand. Die tollsten Motivations-Workshops und Leitbild-Seminare ändern daran nichts.
Spiel schafft Begeisterung
Schließlich kommt das Handeln. Wie bringt man eine Kultur in Bewegung? Am besten geht das, indem sich alle auf eine Art Entdeckungsfahrt begeben. Kommt es überhaupt so weit, wird oft der Fehler gemacht, lediglich an der Motivation einzelner Gruppen herum zu operieren. Eine solche Reise schafft nur dann Aufbruchstimmung, wenn alle daran beteiligt sind. Ein gutes Vorstellungsmodell ist eine Entdeckungsreise per Schiff. Auch Kolumbus war mit an Bord und dirigierte nicht vom sicheren Land aus.
Menschen brauchen das Spiel als elementare Form der Sinnfindung. Deshalb ist die Veränderung der Organisationskultur und des Klimas am besten als Spiel zu gestalten. Das Design eines solchen Spiels muss so beschaffen sein, dass es keine Sieger oder Verlierer, keine Performer oder Looser, sondern nur gemeinsamen Erfolg gibt. In einem derartigen Prozess lernt man seine Arbeit neu zu gestalten, neu zu erschaffen.
Das Ziel eines solchen Prozesses ist das Erzeugen von Begeisterung.
Das Ziel eines solchen Prozesses ist das Erzeugen von Begeisterung. Denn Begeisterung allein liefert dem menschlichen Gehirn die nötige Nahrung, um Veränderungen zulassen zu können und selbst mit voran zu treiben.
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